Chirotherapie
Chirotherapie / Osteopathie
Die Begriffe Osteopathie und Chirotherapie werden im Grunde synonym verwendet. Chirotherapie kommt aus dem deutschen Sprachraum, Osteopathie aus dem anglo-amerikanischen Bereich.
Dennoch haben diese Bezeichnungen bei uns einen gewissen Bedeutungswandel erfahren. Die klassische Chirotherapie ist in Deutschland eine (von der Ärztekammer) zugelassene Zusatzbezeichnung für Ärzte zu deren Erlangung ein neunwöchiger, praxisorientierter Ausbildungsgang durchlaufen werden muß.
In England und den USA dominiert dagegen die Bezeichnung Osteopathie. Da hier drei- bis vierjährige Ausbildungsgänge existieren, die einen eigenen Berufsstand etabliert und die Therapie auf ein hohes Niveau gebracht haben, hat sich auch in Deutschland sozusagen für die bessere Chirotherapie der Begriff Osteopathie etabliert. Kurz gesagt wird diese ganzheitlicher (ganze Wirbelsäule, Kopfgelenke, Becken, zugehörige periphere Gelenke …) und mit mehr Zeitaufwand durchgeführt und beinhaltet massage-ähnliche und andere Techniken, z.B. postisometrische Relaxation etc.
Andererseits hat der Ruf der Chirotherapie in Deutschland stark darunter gelitten, daß sie verbreitet in der Kassenmedizin eingesetzt wurde und wird (Stichwort: „Drei-Minuten-Medizin“), was das Niveau zwangsläufig verschlechtert und zu häufigen Komplikationen geführt hat.
Patienten fragen mich häufig, wie oft man denn „eingerenkt werden“ dürfe. Diese Frage resultiert aus dem oben Gesagten. Es macht keinen Sinn, festlegen zu wollen, Chirotherapie dürfe nur so und so oft durchgeführt werden. Wird beispielsweise nur mal schnell an der Halswirbelsäule „herumgerenkt“, dann ist das Problem einfach nicht gelöst, auch wenn es zunächst als isoliertes HWS-Problem erscheint und eine (vorübergehende!) Besserung eintritt. Die Wirbelsäule ist eine Einheit, ein Ganzes, und muß immer ganz, d.h. vom Kopf bis zum Becken, behandelt werden. Eine so „befreite“, das heißt in allen Segmenten frei bewegliche, Wirbelsäule ist dann stabiler und somit viel weniger anfällig, muß also natürlich auch nicht wiederholt „eingerenkt werden“. Erforderlich für eine dauerhafte Besserung sind dann aber noch weitere Maßnahmen wie eine sinnvolle, die muskuläre Balance (Muskel-Gegenmuskel-Gleichgewicht) berücksichtigende sportliche Beübung.
Mein eigener Ausbildungsgang führte über die o.g. vorgeschriebene deutsche Chirotherapie-Ausbildung (1986/87) hin zur Osteopathie (achtmonatige Zusammenarbeit mit einem in England ausgebildeten Osteopathen) und zu eigenen Weiterentwicklungen unter Berücksichtigung kinematischer Überlegungen (Packi, Freiburg).
Ein ganzheitlich-medizinischer Ansatz, wie ich ihn auf meine Fahne schreibe, wird auch nie die Möglichkeiten anderer, sich als Ergänzung anbietender Verfahren, außer Acht lassen. Daher ist von Fall zu Fall die Kombination mit neuraltherapeutischen Injektionen, Injektionen in muskuläre Blockaden beeinflussende Muskelansatzpunkte (Packi), Mundakupunktur-Injektionen (Gleditsch) und insbesondere Akupunktur sinnvoll. Akupunktur vor allem deshalb, weil sie – entsprechend konzipiert – nicht nur schmerzlindernd, sondern insbesondere auch muskelrelaxierend und seelisch ausgleichend wirken kann.